Warum ist die Geschichtsforschung von Bedeutung? Wie wissenschaftlich arbeiten? Der Kurs bietet eine grundlegende Einführung in das Studium der Geschichte. Der Kurs führt in die wissenschaftlichen Methoden der Geschichtswissenschaft ein und illustriert diese anhand ausgewählter historischer Beispiele. 


Eckert, Georg/ Beigel, Thorsten: Historisch Arbeiten. Handreichung zum Geschichtsstudium, Göttingen 2019.

Gunn, Simon/ Faire, Lucy: Research Methods for History, Edinburgh 2016.

Howell, Martha C./ Prevenier, Walter/ Tölzer, Theo: Werkstatt des Historikers. Eine Einführung in die historischen Methoden, Köln 2004.

Metzler, Gabriele: Einführung in das Studium der Zeitgeschichte, Paderborn 2004.

Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS), umgangssprachlich „Stasi“ genannt, wird am 8. Februar 1950 gegründet. In ihm sind Geheimpolizei und Geheimdienst vereint. Das MfS ist mit einer Fülle von Kompetenzen ausgestattet, um die Macht der SED zu sichern und Opposition und Widerstand zu bekämpfen.

Als „Schild und Schwert der Partei“ ist die Stasi zuständig für Repressionen gegen vermeintliche oder tatsächliche Gegner des Regimes, Informationsbeschaffung für die Staatsführung, die Durchführung von Propagandakampagnen gegen die Bundesrepublik sowie strafrechtlicher Ermittlungsverfahren, für die sie eigene Untersuchungsgefängnisse unterhält. Auch die Kontrolle des Reiseverkehrs und der Grenzübergänge gehört zum Aufgabenberiech des MfS, ebenso die Überwachung der Wirtschaft in der DDR. Darüber hinaus unterhält die Stasi eine eigenständige Abteilung für Auslandsspionage und organisiert die Spionageabwehr.

Anfangs überwacht und unterstützt das MfS die Transformation zum sozialistischen Staat durch Enteignung und Kollektivierung. Ab dem Mauerbau 1961 steht die Verfolgung von Republikflüchtigen und Ausreiseantragstellern sowie der wachsenden Opposition im Zentrum seiner Tätigkeit.

Der Kurs bietet einen Überblick über Aufbau, Arbeitsweise und Selbstverständnis des MfS. Anhand verschiedener Quellen (Befehle, Propagandaschriften, interne Schulungs- und Arbeitsdokumente, Materialien aus Überwachungs- und Ermittlungsvorgängen, Oral History-Quellen, etc.) soll aus den Stimmen verschiedener Akteure ein Gesamtbild der Wirkmächtigkeit des ostdeutschen Geheimdienstes entstehen, das in seinem historischen Kontext kritisch erschlossen und analysiert wird.

Literaturhinweise:

Jens Gieseke: Die Stasi 1945-1990, München 2011. (Zuvor unter dem Titel: Der Mielke-Konzern. Die Geschichte der Stasi 1945–1990, 1. und 2. Auflage Stuttgart, München 2001, Erweiterte und aktualisierte Neuauflage, München 2006.)

Gill, David/Schröter, Ulrich: Das Ministerium für Staatssicherheit. Anatomie des Mielke-Imperiums, Berlin 1991.

BStU (Hrsg.): Reihe: Anatomie der Staatssicherheit. Geschichte, Struktur und Methoden (=MfS-Handbuch, 29 Bde.), Berlin 1996-2022.

Das Ziel des Seminars ist es, die religiöse Rolle der Frauen im kultischen und rituellen Kontext zwischen dem antiken Griechenland und Rom zu untersuchen. Der erste Teil des Kurses besteht aus einem Einführungsunterricht über die Frau im antiken Griechenland, insbesondere wie die Frau im religiösen, rechtlichen und sozialen Kontext wahrgenommen, visualisiert und betrachtet wurde. Anschließend wird die kultische und rituelle Funtkion der Frauen in den wichtigsten poleis Griechenlands vertieft, wobei die regionalen Unterschiede und auch die verschiedenen weiblichen Rollen an den städtischen Kult-Praktiken zwischen dem 6. Jahrhundert v. Chr. und dem Hellenismus hervorgehoben werden. Der zweite Teil des Kurses beginnt mit einer Einführung über die Frau im antiken Rom, wobei auch die Berührungspunkte und Brüche mit der griechischen Kultur betont werden. Danach wird die kultische Rolle der römischen Frauen vertieft, wobei besondere Schwerpunkte nicht nur auf den bekannteren weiblichen Kollegien liegen, sondern auch auf bestimmten religiösen Ausdrucksformen – wie im Fall der Galloi – bei denen ein Queer Gendering zu beobachten ist.

Der Kurs beinhaltet verschiedene Übungen (kurze Präsentationen, einige Lektüren von Primär- und Sekundärtexten in deutscher und englischer Sprache, ikonografische Vertiefungen) mit dem Ziel, den Studierenden die grundlegenden Werkzeuge für eine historische und historisch-religiöse Forschung über die Frauenwelt in der Antike zu vermitteln.


Bei der Lektüre von Feldpostbriefen aus dem Zeitalter der Weltkriege erweist sich das Gebiet der heutigen Ukraine als Schlüssel-Region für das Verständnis der Geschichte Europas. So umfasste die Kiever Rus im Jahr 988 ein Reich, das die aus Nordeuropa eingewanderten Wikinger mit den Slawen und weiteren Ethnien unter einer Herrschaft mit dem orthodoxen Christentum verband. Dieser größte Flächenstaat seiner Zeit manifestierte eine Vorform von Europa − mit Kiev als Hauptstadt, dem »Byzanz des Nordens« (Serhii Plokhy). Wiederholt spiegelt sich diese frühe europäische Kultursynthese, die über die Jahrhunderte auch ein reiches jüdisches Leben bewahrte, in den Feldpostbriefen deutscher Soldaten, die nach dem 22. Juni 1941 in die Ukraine einfielen. So berichtet etwa ein Wehrmachtsoffizier (im zivilen Beruf Volksschullehrer), dass er sich in einer Gefechtspause auf einen »Wikingerspaziergang« begebe, um die ukrainische Landschaft zu erkunden. Ein deutscher Truppenarzt schreibt während der blutigen Belagerung Sewastopols von der Krim als einer Landschaft, die ihn an Italien erinnere oder Hölderlins Griechenland (vgl. 2c). Ein junger Wehrmachtsleutnant schwärmt von der »schwarzen« so fruchtbaren ukrainischen Erde: »Die Ukraine ist doch ein reiches Land!« (vgl. 2b; 19.1.1944) Weder menschenverachtende NS-Ideologie noch Militärzensur konnten die Soldaten davon abhalten, in ihren Feldpostbriefen an die Angehörigen im seltenen Einzelfall auch Positives über das Volk und die Kultur zu berichten, die ihrem Vernichtungskrieg rücksichtslos zum Opfer fielen. So urteilt besagter Truppenarzt über die sowjetische Militärmedizin mit größter Wertschätzung (vgl. 2c). Natürlich gibt es in den (allein auf deutscher Seite für den Zeitraum von 1937 bis 1945) auf mehrere Milliarden geschätzten Feldpostsendungen auch Hinweise auf die Verbrechen der Angreifer und den Völkermord an den Juden. Dies allerdings nur äußerst selten und höchstens zwischen den Zeilen. Was im Übrigen auch für die Schilderung des konkreten Kampfgeschehens gilt, das unterrepräsentiert bleibt. In der überwiegenden Masse wollten die Soldaten ihre Angehörigen schonen. So schreiben sie über Alltäglichkeiten (wie Essen, Verpflegung, Wetter) oder möchten aus der Ferne mitbestimmen (Finanzen, Kinder, Garten). Der Löwenanteil von Feldpost wurde dabei sicher von Frauen verfasst (als Mütter, Schwestern, Verlobte, Ehepartner), speziell auf dem Postweg von der ›Heimat‹ an die ›Front‹. Beispielhaft stellt das Seminar deshalb Feldpostbriefe einer Soldatenheimschwester (2a) sowie eines jungen Infanterie-Leutnants (2b) an den Anfang, u. a. verfasst in Orten wie Lemberg (Lviv/Lwów), Winnyzja oder Zwiahel (Nowohrad-Wolynskyj) als Stationen der sog. ›Ostfront‹. Anhand historischer Briefbeispiele führt die Lehrveranstaltung zudem ein in die Geschichte der Feldpost seit der frühen Neuzeit (1). − Die Veranstaltung findet 14‑täglich statt! Um Voranmeldung wird gebeten unter charlier@uni-potsdam.de.

Literatur: (1) Hellmuth KARASEK et al. (Hrsg.): Briefe bewegen die Welt. Bd. 6: Feldpost. Vom Dreißigjährigen Krieg bis heute [etc.]. Kempen 2013 − (2a) Julia PAULUS; Marion RÖWEKAMP (Hrsg.): Eine Soldatenheimschwester an der Ostfront. Briefwechsel von Annette Schücking mit ihrer Familie (1941-1943). Paderborn u. a. 2015 – (2b) Feldpostbriefe und -karten von KARL KOLLMANN jun. (Jahrgang 1924) an die Eltern und Geschwister (Januar 1944 − Februar 1945); maschinenschriftl. Typoskript, teilediert und kommentiert von †HANS-GEORG KOLLMANN. Recklinghausen 2002. – (2c) Otmar JUNG: Als Truppenarzt an der Ostfront. Feldpostbriefe von Dr. Walther Jung an seinen älteren Schwager Josef Reichardt 1941-1944. Würzburg 2017 − (3a) Andreas KAPPELER: Kleine Geschichte der Ukraine. München 2019 [ggfs. div. Neuaufl.] – (3b) Timothy SNYDER: Bloodlands. Europa zwischen Hitler und Stalin. München, 6., erweiterte Aufl., 2022 [engl. Originalausg. zuerst 2010]

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Eine erschütternde Sonderform der uns heute überlieferten Briefe aus den großen Kriegen der Vergangenheit bilden die sog. Letzten Briefe. Dabei handelt es sich um briefliche Mitteilungen von Soldaten unmittelbar bevor sie bei den Kriegshandlungen zu Tode kamen oder ›gefallen‹ sind, wie es der Sprachgebrauch damals verharmloste. Diese Selbstzeugnisse kann man innerhalb der hochgradig durchorganisierten Feldpostsysteme des Ersten und Zweiten Weltkriegs in bestimmte Gruppen unterteilen. Dabei reicht das Spektrum vom sogenannten ›Gefallenenstück‹ bis zum verhüllten oder auch ›unbewussten‹ Abschiedsbrief des einfachen Soldaten. Und der ist natürlich eine Interpretationssache, die unser ganzes Gespür als Mensch erfordert. Der ›letzte Brief‹ als bewusst im Angesicht des Todes verfasster Abschiedsbrief besitzt zudem Entsprechungen im 19. Jahrhundert. Dabei handelt es sich beispielsweise um die Vermächtnisbriefe von höheren bzw. höchsten Offizieren wie Major Arthur HEYLAND (am Vorabend von Waterloo 1815) oder Admiral Horatio Lord NELSON (vor der Schlacht bei Trafalgar 1805). Kaum überraschend, dass diese Zeugnisse von der Militärgeschichte oft unzulässig überhöht wurden. Dies ist nur einer unter mehreren Aspekten, an denen wir unseren kritischen Blick als Historikerinnen und Historiker schärfen wollen. Bei Feldpost des 20. Jahrhunderts handelt es sich in der Masse im Übrigen keineswegs um eine männlich dominierte Textsorte, ganz im Gegenteil [z. B. Eine Soldatenheimschwester an der Ostfront. Briefwechsel von Annette SCHÜCKING mit ihrer Familie (1941-1943), hrsg. von Julia Paulus et al.; 2015]. Darum wird auch die Geschlechter-Problematik bei der Lektüre und Deutung dieser Selbstzeugnisse in unserem Seminar eine wichtige Rolle spielen. Die Veranstaltung findet 14‑täglich statt! Um Voranmeldung wird gebeten unter charlier@uni-potsdam.de.

Literatur: (1) Hellmuth KARASEK (Hrsg.): Briefe bewegen die Welt [Bd. 6:] Feldpost. Vom Dreißigjährigen Krieg bis heute. Kempen 2013. – (2a) Ortwin BUCHBENDER/Reinhold STERZ (Hrsg.): Das andere Gesicht des Krieges. Deutsche Feldpostbriefe 1939-1945. München 1982. (2b) Jens EBERT (Hrsg.): Feldpostbriefe aus Stalingrad. November 1942 bis Januar 1943. Göttingen 2003. (2c) Gerhard OBERLEITNER: Geschichte der Deutschen Feldpost 1937-1945. Innsbruck 1993. – (3a) The Letters of Vice Admiral Lord Viscount Nelson, [edited] with notes by N. Harris NICOLAS. 7 Vols., London: Henry Colburn 1844-46 [= Reprint: Chatham Publishing 1998]. (3b) Gareth GLOVER: Letters from the Battle of Waterloo. London 2004.

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Internet: »Das Feldpost-Archiv« [Museum für Kommunikation Berlin/Museumsstiftung Post und Telekommunikation]: http://www.feldpost-archiv.de/feldpost-d.html. – »Feldpost des Zweiten Weltkriegs«: https://jugend1918-1945.de/feldpost/default.aspx [= EzG: Editionen zur Geschichte] − »Letters to Loved Ones«: https://www.iwm.org.uk/history/letters-to-loved-ones [= Briefsammlungen britischer Militärangehöriger aus dem Ersten Weltkrieg im Imperial War Museums, London u. a.]


Angesichts des realen Leidens so vieler Menschen aufgrund des menschenverachtenden Angriffskrieges in Europa verbietet sich die vorschnelle Behandlung dieses Geschehens als Gegenstand eines geschichtlichen Seminars. Denn das würde die tagtäglich von den Ukrainern durchlebten Schrecken verharmlosen zu einem vermeintlich schon ›historisch‹ gewordenen Lehrstoff, fein säuberlich getrennt von unserer eigenen Lebenswirklichkeit. Deshalb fiel die Konzeption des Seminars sehr schwer. Aber das Erschrecken über die Eskalation der militärischen Aggression gegen die Ukraine seit dem 24. Februar 2022 setzte sich im Rückblick auf unsere Seminarreihe über das ›Kriegserleben in Tagebüchern und Briefen‹ seit der frühen Neuzeit bis zu den Weltkriegen des 20. Jahrhunderts auf einer ganz anderen Ebene fort. So erwies sich die Ukraine als eine historische Schlüssel-Region, die in den in Potsdam seit dem Jahr 2017 behandelten Feldpostbriefen als Absendeort und beschriebener Schauplatz wegweisend vorkommt! Konzepte des Spacial turn innerhalb der Geschichtswissenschaft wie der Begriff der »Bloodlands« (Timothy Snyder, 2010) hatten wir dabei natürlich im Blick. Die festzustellende (welt)historische Bedeutung der Ukraine und der Kiewer Rus für das 21. Jahrhundert, die aus diesen Briefen zu uns sprach, haben wir dabei allerdings völlig verkannt! Deshalb stellt das Folge-Seminar beispielhaft die edierten bzw. als privates Erbe überlieferten Feldpostbriefe einer Soldatenheimschwester sowie eines jungen Infanterie-Leutnants an den Anfang, u. a. verfasst in Orten wie Lwiw, Winnyzja oder Zwiahel (Nowohrad-Wolynskyj) als Stationen der sog. ›Ostfront‹. Anhand weiterer repräsentativer Beispiele führt die Lehrveranstaltung zugleich ein in die Geschichte der Textsorte als neu zu entdeckende historische Quellengattung. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Entstehung der ersten Feldpostsysteme in der frühen Neuzeit. Die Veranstaltung findet 14‑täglich statt! Um Voranmeldung wird gebeten unter charlier@uni-potsdam.de.

Literatur: (1a) Hellmuth Karasek et al. (Hrsg.): Briefe bewegen die Welt. Bd. 6: Feldpost. Vom Dreißigjährigen Krieg bis heute [etc.]. Kempen 2013 [darin: Anette Schücking an ihren Vater Lothar, S. 91-99] − (1b) Julia Paulus; Marion Röwekamp (Hrsg.): Eine Soldatenheimschwester an der Ostfront. Briefwechsel von Annette Schücking mit ihrer Familie (1941-1943). Paderborn u. a. 2015 [hier insbes. S. 9-29] – (2) Feldpostbriefe und -karten von Karl Kollmann jun. (Jg. 1924; (†)1945) an die Eltern und Geschwister (Januar 1944 − Februar 1945); maschinenschriftl. Typoskript, teilediert und kommentiert von Hans-Georg Kollmann. Recklinghausen 2002. – (3) Gerhard Oberleitner: Geschichte der Deutschen Feldpost 1937-1945. Innsbruck 1993 – (4) Andreas Kappeler: Kleine Geschichte der Ukraine. München 2019 [ggfs. div. Neuaufl.]

Präsentation: Lea Fürst: Die Feldpostbriefe Karl Kollmanns aus der Ukraine 1941-44

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Das Kursbild verdanken wir folgender Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/49/Flag_of_Ukraine.svg