Die Wichtigkeit der Menschenrechte wird im Islam durch die dem Menschen von Gott verliehene Würde begründet und gilt als eine religiöse Kernaufgabe. Viele der im deutschen Grundgesetz (GG) verankerten Grundrechte, wie die Würde des Menschen (Art. 1 GG) und die Religionsfreiheit (Art. 4 GG), werden von muslimischen Gelehrten als mit den islamischen Prinzipien – etwa dem Recht auf Leben und dem Verbot des Glaubenszwangs – vereinbar und bestätigt gesehen. Kontroversen und Herausforderungen entstehen jedoch dort, wo traditionelle Auslegungen der Scharia, insbesondere in Bezug auf die Gleichberechtigung der Geschlechter oder die Grenzen der Meinungsfreiheit (z. B. bei Apostasie), im Widerspruch zur liberalen Rechtsstaatlichkeit des GG stehen. Die integrative Aufgabe besteht darin, eine Auslegung zu fördern, die die islamischen theologischen Grundlagen der Rechte beibehält, aber die universellen Grundrechte des GG vollständig anerkennt.
Ziel und Zweck dieser Lehrveranstaltung ist es, die kontextuellen und theologischen Spannungsfelder zwischen islamischer Ethik und den Grundrechten des GG zu analysieren, um ein vertieftes Verständnis zu schaffen.
- Kursleiter*in: Arhan Kardas
Kaum bemerkt von der öffentlichen Wahrnehmung, sind die Jesiden heute nach Christentum und Islam zur dritt- bzw. viertgrößten Religionsgemeinschaft in Deutschland herangewachsen. In ihren Heimatregionen im Irak, Syrien und der Türkei waren sie über die Jahrhunderte aufgrund falscher Anschuldigungen immer wieder starken Verfolgungen ausgesetzt, nicht zuletzt auch in jüngster Zeit durch die vom Islamischen Staat verübten Gewalttaten in den Jahren 2014/15. Obwohl die Jesiden nicht zu den abrahamitischen Religionen zählen, standen sie stets in einem Austausch mit diesen und anderen in ihrer angestammten Heimat existierenden Religionsgemeinschaften, wie den (anatolischen) Aleviten, den Ahl-e Haqq (Kakai bzw. Yaresan) und den Zoroastriern.
Im Rahmen des Seminars sollen Geschichte, Glaubensvorstellungen, Bräuche und Riten dieser Religionsgemeinschaft eingehender untersucht werden. Dabei wird auf z.T. unveröffentlichtes Textmaterial, das bisher nur mündlich tradiert wurde, zurückgegriffen.
Literatur:
Christine Allison: Art. Yazidis i. General, in: Encyclopaedia Iranica https://www.iranicaonline.org/articles/yazidis-i-general-1/; Garnik S. Asatria nd Victoria Akakelova: The Religion of the Peacock Angel. The Yezidis and Their Spirit World, London and New York 2021; Manfred Hutter: Iranische Religionen, Berlin/Boston 2019, S. 101-153; Chaukeddin Issa: Das Jesidentum. Religion und Leben, Oldenburg 2016; Ulrike Kollodzeiski/Hans-Michael Haußig/Johann Hafner: Das Jesidentum aus historische und religionswissenschaftlicher Perspektive, in: Ferman 74. Der Genozid an den Jesiden 2014/15, hg. v. Stefan Gatzhammer, Johann Hafner, Dawood Khatari, Baden Baden 2021; Philip G. Kreyenboek: On the study of some heterodox sects in Kurdistan, in: Islam des Kurdes, hg. V. Martin van Bruinessen and Joyce Blau, Paris 1998, S. 163-184; Khanna Omarkhali: The Yezidi Religious Textual Tradition: Fraom Oral to Written. Catergories, Transmission, Scripturalisation and Canonisation of the Yezidi Oral Religious Texts, Studies in Oriental Religions 72, Wiesbaden 2017.
Zeit: Montag, 12-14 Uhr- Kursleiter*in: Hans-Michael Haußig
Diese Veranstaltung bietet eine Einführung in die zentralen Themen des Korans und deren Bedeutung für das islamische Denken und die Praxis. Grundlegende Konzepte wie Monotheismus, Prophetie, das Leben jenseits des Todes, Gottesdienst, Ausgeglichenheit und Gerechtigkeit werden erforscht. Dabei wird der historische und kulturelle Kontext berücksichtigt. Die Studierenden lernen, wie diese Kernthemen in verschiedenen Suren und Vesen dargestellt werden und wie sie das religiöse und soziale leben der Muslime prägen.
Lernziele:
- Verständnis der Kernthemen des Korans und ihrer theologischen und ethischen Implikationen.
- Fähigkeit zur Analyse der Korantexte im historischen und kulturellen Kontext.
- Entwicklung eines reflektierten und kritischen Zugangs zur Interpretation koranischer Botschaften
Methode:
Die Teilnehmende werden hierzu mind. 3 A4 seitiges Handout und 20 minutiges Referat aufgefordert. Anschließend wird das Referatsthema anhand zwei Fragestellungen tiefer eingegriffen.
- Kursleiter*in: Arhan Kardas
Wenige Begriffe berühren das Verständnis der menschlichen Identität in ähnlich starker Weise wie der Begriff der Seele.
In diesem Seminar wird der Versuch unternommen, anhand ausgewählter Stationen zu untersuchen, in welcher Weise die Seele zu verschiedenen Zeitpunkten der Philosophiegeschichte jeweils behandelt wurde. Ziel ist es dabei, eine besseren Einblick zu gewinnen, welche Bedeutungen das Begriffskonstrukt Seele haben kann.
In dem Seminar werden konkret folgende Themen untersucht:
1. Antike - in dieser Phase wurden durch Demokrit, Platon und Aristoteles bereits die relevanten Alternativen formuliert, eine materialistische Konzeption, eine dualistische Konzeption und eine Verbindung der beiden Varianten bei Aristoteles.
2. Mittelalter – ausgehend vom Alten und Neuen Testament erfolgte insbesondere bei den Kirchenvätern eine eingehende Untersuchung der Seele. Schwerpunkte werden in den entsprechenden Sitzungen des Seminars die Seelenkonzeption von Augustinus sowie zudem die Thematisierungen im Islam und im Buddhismus sein.
3. Neuzeit – Neurowissenschaften, Philosophie des Geistes. Vor dem Hintergrund der modernen Neurowissenschaften und Verfahren wie der Bildgebung in der MRT steht zunehmend die Psyche im Vordergrund. Daher bietet es sich an, den Zusammenhang zwischen Seele und Psyche eingehender zu untersuchen.
- Kursleiter*in: Thomas Brückner
