Im Seminar werden literarische und pragmatische Texte aus der Epoche der Aufklärung analysiert, deren thematischer Schwerpunkt die Religionskritik ist. Einen Ausgangspunkt bildet Kants Schrift "Was ist Aufklärung?" (1784), die für einen öffentlichen Vernunftgebrauch jenseits religiöser Dogmen plädiert und damit zur Programmschrift der Epoche geworden ist. Ein weiterer Fokus liegt auf Lessings Beiträgen zur Debatte: Hier widmen wir uns Spielformen der radikalen Religionskritik wie dem anonym publizierten "Fragment eines Ungenannten" (1774/1777) und den "Spinoza-Gesprächen" (1785); einen Schwerpunkt bildet dann die genaue Lektüre des Schlüsseldramas "Nathan der Weise" (1779), in dem das bis heute maßgebliche Gebot der religiösen Toleranz formuliert wird. Mit Moses Mendelssohn und Salomon Maimon werden außerdem Autoren der jüdischen Aufklärung einbezogen, die das Spektrum aufklärerischer Religionskritik um eigene Perspektiven und Positionen erweitern. Das Seminar bietet anhand des thematischen Schwerpunkts der Religionskritik einen vertieften Einblick in Debattenkonstellationen der Epoche, vermittelt Kompetenzen der historischen Quellenlektüre und -interpretation und gibt Anregungen zur Entwicklung eigener Forschungsfragen und -arbeiten zum Thema. Neben der Förderung von Kompetenzen, die für das fachwissenschaftliche Studium der Germanistik relevant sind, sollen auch Ansätze zur fachdidaktischen Modellierung des Themas für den Schulunterricht (Deutsch, gymnasiale Oberstufe) entwickelt werden. 

Ausgewählte Seminarsitzungen werden im Rahmen der Germanistischen Institutspartnerschaft Potsdam-Tartu "Das geteilte Kulturerbe in Deutschland und im Baltikum" gemeinsam mit Dozierenden und Studierenden der Universität Tartu abgehalten. Der Open UP-Kurs steht Teilnehmer:innen aus Potsdam und Tartu offen.