Das Seminar zielt darauf ab, eine methodische Grundlage für die genderkritische Auseinandersetzung mit Dramentexten zu schaffen. In einem ersten Schwerpunkt werden dazu neuere Gendertheorien erschlossen (im Anschluss an den ,Klassiker': Judith Butler: "Gender Trouble"). Zweitens wird danach gefragt, ob und inwiefern sich gendertheoretische Grundkonzepte - das Spiel mit Geschlechterrollen, performative Konstruktion von Genderidentitäten - für die Analyse literarischer Texte, insbesonderen von Dramen fruchtbar machen lassen. Der Schwerpunkt des Seminars liegt dann darauf, die ,Probe aufs Exempel' zu machen und eine Reihe klassischer Dramentexte mit gendertheoretisch und -kritisch geschärftem Blick zu lesen und zu interpretieren. Dazu müssen auch Grundbegriffe der Dramenanalyse aufgefrischt werden. Dabei soll herausgearbeitet werden, wie Gender durch eine ganze Vielzahl dramatischer Mittel (vom Bühnenaufbau bis zur Figurenrede) konstruiert wird. Durchgespielt wird dies anhand ,klassischer' Dramen (männlicher Autoren): Lessings "Emilia Galotti", Lenz' "Hofmeister", Schillers "Kabale und Liebe", Goethes "Faust", Kleists "Zerbrochner Krug" und Büchners "Woyzeck". Dabei wird es auch um den historischen Index der jeweiligen Genderkonstruktionen gehen. Wenn gewünscht, kann dieser ,Kanon' um Texte von Autorinnen erweitert werden, die einen Gegenentwurf zum ,männlichen Blick' der genannten Autoren präsentieren.

Durch die erfolgreiche Teilnahme am Kurs kann das Zusatzzertifikat "Interdisziplinäre Geschlechterstudien" erworben werden, wahlweise in Modul 2 (Geschlecht in Text und Kontext) oder Modul 3 (Geschlecht im interdisziplinären Feld).

Im Rahmen der Germanistischen Institutspartnerschaft "Das geteilte Kulturerbe in Deutschland und im Baltikum" ist die Veranstaltung auch für die Studierenden der Partneruniversität Tartu geöffnet, die per Zoom teilnehmen können. Als gemeinsame Arbeitsplattform wird ein Moodle-/Open.UP-Kurs eingerichtet. Für den Mai ist eine gemeinsame Seminarsitzung aller Studierenden in Potsdam geplant.