Das Seminar fragt danach, welche Bilder von Griechenland in der
deutschen Literatur des 18. Jahrhunderts entworfen wurden. Dabei wird
deutlich, dass die Auseinandersetzung mit zentralen Referenztexten der
griechischen Literatur, in Epos, Drama und Lyrik, den Ausgangspunkt für
Projekte zur Neubegründung der deutschen Literatur, ihrer Kritik und
Philologie bildet, ein Prozess, der sich von der Aufklärung (Lessing,
Winckelmann, Herder) über die Weimarer Klassik (Goethe, Schiller,
Wieland) bis zur Romantik (Schlegel, Hölderlin) nachvollziehen lässt. Im
Seminar beschäftigen wir uns mit zentralen Texten, die diesen Prozess
abbilden. Ein Schwerpunkt wird dabei auf Hölderlin liegen, an dessen
Werk sich zentrale Aspekte des Griechenlandbildes ,um 1800' erkennen
lassen. Neben seiner Lyrik und dem Dramenfragment "Der Tod des
Empedokles" werden wir uns vor allem mit seinem Roman "Hyperion oder Der
Eremit in Griechenland" (1797-1799) beschäftigen, der nicht zuletzt
auch eine politische Perspektive eröffnet: Hier wird eine Linie
deutlich, die vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis zur griechischen
Revolution ab 1821 führt, die zur Gründung des modernen griechischen
Nationalstaats geführt hat (und letztes Jahr ihr 200. Jubiläum feierte).
Das Seminar ist Teil der Erasmus+ Strategischen Hochschulpartnerschaft
"Die Zukunft des Kulturellen Erbes im Modernen Europa", eine Sitzung
wird im Co-Teaching mit Stefan Lindinger von der Universität Athen
gestaltet. Ausgewählte Teilnehmer:innen des Seminars können an der
Sommerschule in Athen vom 6. bis 12. Juni 2022 teilnehmen.
- Kursleiter*in: Kaspar Renner